Fotos:Erik Behrens
Rosen in der Antike
Die griechische Dichterin Sappho bezeichnete bereits 600 v. Chr. Rosen als die "Königin der Blumen", ein Begriff, der heute noch in aller Munde ist. Durch die Autoren des Altertums weiß man, dass Rosen im antiken Griechenland sehr verehrt wurden. So bekränzten bereits die griechischen Städte ihre siegreich heimkehrenden Soldaten mit Rosen. Aber auch die griechische Götterwelt verzichte nicht auf die Rose. Sie wurde zum Attribut der Göttin Aphrodite. Seitdem steht die Rose symbolisch für Liebe und Schönheit.
Als die Rose auf Handelswegen das römische Reich erreichte, wurde sie in kürzester Zeit zu einem begehrten Luxusgut. Eine besondere Rolle spielte sie während der römischen Festmahle. Die Gäste rieben sich mit Rosenöl ein, schritten auf ausladenden Rosenteppichen zur Gasttafel oder dekorierten den Inhalt ihrer Weingläser mit schwimmenden Blütenblättern. Legendär ist das Fest "sub rosa", dass Kaiser Nero im Goldenen Palast auf dem Palatin feierte. Rosenblüten und Rosenöl rieselten von der Decke, rosenduftender Wein wurde kredenzt und die Anwesenden badeten ausgiebig in Rosenwasser. Durch den verschwenderischen Umgang haftete der Rose in der römischen Kaiserzeit bald der Makel der Dekadenz und Lasterhaftigkeit an. Zu den ersten Frauen in der Geschichte, die sich der Symbolik der Rose als Blume der Liebe bedienten, gehörte die ägyptische Königin Kleopatra. Sie soll ihren Geliebten Mark Anton in einem Raum willkommen geheißen haben, in dem er bis an die Knie in den Blütenblättern von Rosen versank.
Rosen des Mittelalters
Selbstverständlich vereinnahmte auch das Christentum die Rose für sich. Symbolisch für die Reinheit der Jungfrau Maria stand die weiße Rose. Von der Rosa rubiginosa, der Weinrose, glaubte der Mensch des Mittelalters, dass sie aus einem Blutstropfen Christi erwuchs, der aus der Dornenkrone des Gekreuzigten stammte. Im Kirchenbau des Mittelalters findet die Rose ihre architektonische Entsprechung. Blickfang des Westportals gotischer Kathedralen ist die Rosette, das Rosenfenster, das wie die Blütenblätter einer offenen Rose angeordnet ist. Die Rose eroberte auch den weltlichen Bereich. Sie wurde ein häufig abgebildetes Emblem auf Bannern, Wappen und Münzen. Besonders die Engländer haben die Rose für ihre nationale Identität entdeckt. Nach den Rosenkriegen des Hauses Lancaster gegen das Haus York, deren Name sich aus den Wappen der beiden Adelsgeschlechter herleitet, wurde die Rose zur Nationalblume erhoben. Trug das Haus Lancaster die rote Rose auf ihrem Banner und das Haus York die weiße Rose, so steht die Tudor-Rose mit ihren roten und weißen Blütenblättern für die Aussöhnung der beiden Adelsgeschlechter.
Rosen der Neuzeit
Im 16. und 17. Jahrhundert waren es die seefahrenden Nationen, allen voran die Engländer und Holländer, die die Zierrosen aus dem fernen Osten nach Europa mitbrachten. Mit der Neuzeit begannen die europäischen Höfe der Renaissance und des Barocks mit der Rosenzucht. Einheimische Wildrosen wurden mit persischen, nordafrikanischen und chinesischen Rosen gekreuzt. Die größte Liebhaberin der Rosen in der Geschichte dürfte Kaiserin Josephine, die Gemahlin Napoleons I., gewesen sein. In ihren prächtigen Gärten rund um das Schloss Malmaison ließ sie alle damals bekannte Rosenarten anbauen. Zum Zeitpunkt ihres Todes wuchsen dort 250 verschiedene Sorten. Durch eine Reihe Kupferstiche, die ihren artenreichen Rosengarten zeigten, sollte die Nachkommenschaft an ihrer Leidenschaft für die Rosen teilhaben können.
Sowohl an der Liebe und Leidenschaft für Rosen als auch an ihrer Symbolkraft hat sich bis heute nichts verändert. Seit den Tagen Kaiserin Josephines hat die internationale Rosenzucht jedoch einen Quantensprung gemacht. Große Erfolge hat der Rosenbauer David Austin mit seinen englischen Rosen aufzuweisen, die in Farbe und Form auf die alten Rosen zurück gehen. Rosenliebhaber und Gärtner können mittlerweile unter 30.000 Rosensorten wählen.
Die Königin der Blumen